Walter Robert Corti – humanistischer Visionär und

Vertreter einer Philosophie der Verantwortung

 

Walter Robert Corti, 1957
Walter Robert Corti, 1957, © Archiv A. Corti

     Bereits der Student Corti träumte von einem Dorf der Gelehrten, in dem – allein der Wahrheit verpflichtet – die Bedingungen friedlichen Zusammenlebens in der Welt erforscht würden. Verwirklicht wurde allerdings eine andere Idee: Der Aufruf vom August 1944 in der Zeitschrift «Du», ein Dorf für Kinder des Krieges zu schaffen, führte 1946 zur Gründung des Kinderdorfs Pestalozzi in Trogen. Für Corti aber hing beides zusammen, war das Kinderdorf ein Vorgriff auf eine friedliche Welt. Lernten die Kinder aus verschiedenen Kulturen, miteinander umzugehen, so konnten sie nach ihrer Rückkehr diese Erfahrungen weitergeben. So sollte das Dorf zum Weltdorf werden, die Welt, in welcher die Kinder leben können, zu einer Welt, in der alle leben können.

Ein solcher intellektueller Zugriff ist unschweizerisch-weiträumig, der Vorwurf des abgehobenen Idealisten liegt nahe, immerhin aber hat Corti für das, was er als seinen Auftrag verstand, ein Leben lang sich eingesetzt und auf Karriere und Wohlstand verzichtet.